Der Kindergarten ist der älteste vor Ort und hat eine lange und wechselvolle Geschichte hinter sich.
Namensgeber ist Friedrich Conrad Linnemann, der 1908 in Gütersloh im Alter von 57 Jahren starb.
Er stammte aus Bösingfeld, und das veranlasste ihn wohl, in seinem Testament seine alte Heimat zu begünstigen. 25.000 Mark von dem nachgelassenen Kapital sollten dafür verwendet werden, in Bösingfeld eine 'Kleinkinderschule' einzurichten.
Träger sollte eine Stiftung sein, deren Vorstand aus dem jeweiligen Pastor in Bösingfeld (= Vorsitzender), dem jeweiligen 'ersten Lehrer' und dem Bürgermeister des Fleckens bestehen sollte.
Der 1909 gebildete Vorstand hatte mit dem Stiftungsvermögen 1910 die Nebenschule an der Südstraße von der Schulgemeinde erworben. 1912 erfolgte die Einweihung der Kleinkinderschule.
Aus den ersten 20 Jahren ihres Bestehens ist wenig bekannt. Die Einrichtung scheint nur wenig in Anspruch genommen worden zu sein. Außerdem ging durch die Inflation in der Folge des 1. Weltkrieges das Stiftungsvermögen verloren, so dass keine Mittel zur Unterhaltung und Förderung mehr vorhanden waren.
1935 löste die damalige Landesregierung die Stiftung auf. Das verbliebene Vermögen wurde an die 'Nationalsozialistische Volkswohlfahrt' (N.S.V.) übertragen, die damit am jetzigen Standort in der Schulstraße die 'N.S.V. Kindertagesstätte Friedrich Linnemann' errichtete. Ob das im Sinne des Stiftungsgründers und Namensgebers war?
Jedenfalls entstand durch die großzügige Bauweise und des günstig gelegenen Spielgeländes ein Musterkindergarten für die damaligen Verhältnisse. 30 Jahre lang sollte die Einrichtung von diesem Nimbus zehren.
Nach dem Kriegsende war die braune Vergangenheit des Kindergartens natürlich ein Problem. Trotzdem sollte er möglichst unterbrechungsfrei weitergeführt werden.
Im Juni 1945 eröffnete die Ev.-ref. Kirchengemeinde Bösingfeld mit Erlaubnis des Landrates und des Fleckenbürgermeisters den inzwischen verwaisten Kindergarten neu unter dem Namen 'Evangelischer Kindergarten Friedrich Linnemann'.
Geleitet wurde er von einer Diakonisse aus Detmold. Etwa 100 Kinder besuchten den Kindergarten täglich, obwohl er nur aus einem - durch eine Schiebetür zu trennenden - Raum bestand.
Allerdings war die Rechtslage und die Trägerschaft nicht hinreichend geklärt. Ein Durchbruch geschah im September 1952. In den 'Gemeinsamen Grundsätzen' wurde beschlossen, dass die Trägerschaft zu gleichen Teilen aus der Kommunalgemeinde und der Ev.-ref. Kirchengemeinde Bösingfeld besteht. Beide sind im Grundbuch als Eigentümerinnen eingetragen und beide haben zu gleichen Teilen die Kosten zu tragen. Der Name der Einrichtung lautet ab diesem Zeitpunkt 'Kindergarten Friedrich-Linnemann-Stiftung'. So wurde das Andenken des Stifters bewahrt.
Nach dem Krieg war der vormalige 'Musterkindergarten' veraltet. Erste Umbauarbeiten begannen 1958, als in den Tagesräumen eine Betondecke eingezogen, die Toilettenanlage erweitert und ein überdachter Vorplatz im Garten angelegt wurde. Trotz dieser Maßnahmen war der Kindergarten über die Jahre hinweg nicht mehr zeitgemäß und umfangreiche Baumaßnahmen wurden notwendig.
In zwei Bauabschnitten 1970/71 und 1977 wurde der Kindergarten völlitg umgestaltet. Die Kosten hierfür betrugen 170.000 DM (1970/71) und 250.000 DM (1977). Mit den Umbaumaßnahmen entsprach der Kindergarten in baulicher Hinsicht wieder den Anforderungen der damaligen Zeit.
Mit der baulicher Erweiterung vergrößerte sich zeitgleich auch die Zahl der Mitarbeiterinnen. In drei Gruppen konnten nun 75 Kinderaufgenommen werden.
- Fortsetzung folgt!
(Diese Darstellung greift weitgehend zurück auf Henrich Wilkens 'Aus der Geschichte des Kindergartens' (in: Extertaler Jahrhefte 3/86, S. 150f.) und ders. 'Die Kindergärten im Extertal' (in: Die Geschichte einer Gemeinde - Extertal, hg. im Selbstverlag der Gemeinde Extertal, 1988, S. 473-475). Wiedergabe des Inhalts beider Aufsätze mit freundlicher Genehmigung der Witwe Elfriede Wilkens.)